Rund 27% weniger Logistik-Jobs

Ob bei der Post, im Supermarkt oder im Online-Handel: Die Logistik ist aus diversen Wirtschaftszweigen nicht wegzudenken. In der Schweiz waren in der Vergangenheit zeitweise rund 4’700 Logistik-Jobs ausgeschrieben. Seit einigen Monaten geht die Zahl der offenen Stellen in der Logistik jedoch drastisch zurück. Wir haben die Entwicklung nachverfolgt und sind möglichen Gründen dafür auf die Spur gekommen.

Ein ungewöhnlich starker Rückgang

Anfang des Jahres 2022 stieg die Anzahl offener Logistik-Jobs zwar nicht ununterbrochen, aber sehr deutlich an. Waren im Januar 2022 noch 3’450 Stellen in der Logistik ausgeschrieben, waren es im Oktober desselben Jahres 4’310. Am meisten offene Logistik-Jobs gab es im September 2023 mit 4’733. Danach ging die Zahl der Vakanzen rasant zurück – bis auf 3’457 im Mai 2024. Eine Umkehr dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.

Vergleicht man die Anzahl offener Logistik-Jobs mit allen in der Schweiz ausgeschriebenen Jobs im gleichen Zeitraum, zeigt sich bei letzteren ein konstanteres Bild.

Sowohl bei den Logistik-Jobs als auch bei der Gesamtzahl offener Stellen ist zu Beginn der untersuchten Zeitspanne eine positive Tendenz zu sehen. Besonders ab September 2023 zeigen sich aber unterschiedliche Entwicklungen. Während die Anzahl offener Logistik-Jobs zwischen September 2023 und Mai 2024 um knapp 27% zurückgegangen ist, hat sich die Anzahl gesamter offener Stellen im gleichen Zeitraum um knapp 8% reduziert. Auch fällt auf, dass die Logistiker-Stellen seither weiter zurückgehen, während beim Gesamt der offenen Stellen seit September 2023 kein eindeutiger Trend auszumachen ist.

Mögliche Gründe für den Rückgang der Logistik-Jobs

Ein so deutlicher Rückgang der offenen Stellen, wie er in den letzten Monaten bei den Logistik-Jobs zu verzeichnen ist, ist nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen. Den Hintergrund bildet im vorliegenden Fall ein Zusammenspiel aus verschiedenen Entwicklungen, besonders von solchen spezifisch im Logistikbereich.

Stellenabbau durch Technologisierung

Mit dem Fortschritt der Technologie lassen sich immer mehr Prozesse in der Logistik automatisieren. Mehr und mehr Firmen, unter anderem Brack oder Digitec, setzen seit einiger Zeit Roboter ein, die in der Logistik mithelfen. Dabei entlasten die Maschinen zwar einerseits Mitarbeitende bei anspruchsvollen oder belastenden Aufgaben (etwa der Transportroutenplanung oder dem Stapeln und Tragen schwerer Waren), andererseits ersetzen sie aber auch menschliche Arbeitskräfte, wie ein Bericht des SRF festhält. Der Trend, Aufgaben und Prozesse zu automatisieren, wird sich noch verstärken, nicht zuletzt, weil die Entwicklung der künstlichen Intelligenz derzeit rasch fortschreitet. So wird es, wie Deloitte ausführt, immer mehr Unternehmen geben, die insbesondere Planungsaufgaben an KIs auslagern werden.

Outsourcing und Synergien-Nutzung

Anfang dieses Jahres ging ein Aufschrei durch die Logistikbranche, als die Schweizerische Post die unrentablen Dienstleister Quickpac und Quickmail abstiess. In die Bresche sprang die Logistikfirma Planzer und übernahm die beiden Unternehmen, wodurch der Verlust von rund 3’600 Arbeitsplätzen verhindert wurde (s. persoenlich.com). Übernahmen und Outsourcing von Logistikfirmen und -bereichen sind indessen keine Seltenheit. So hat etwa, wie Medinside informiert, das Luzerner Kantonsspital seine Logistik an einen externen Partner ausgelagert und stellt darüber hinaus die Versorgung mit Medizinmaterial über eine SAP-Schnittstelle sicher. Laut einem Bericht der Bund-Zeitung haben zudem Galenica und Planzer ein Joint Venture gebildet, um Synergien in der Pharma-Logistik zu nutzen.

Starke Schwankungen des Fachkräftebedarfs

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass sich die Bedingungen für die Logistikbranche sehr kurzfristig verändern können. Während der Pandemie gewann der Online-Handel massiv an Bedeutung. Seither spielt er eine bleibend grosse Rolle: Online einzukaufen ist zu einer weit verbreiteten Option für Konsument:innen geworden. Aber auch Konjunkturschwankungen sowie kurzfristige firmenspezifische Bedarfsanpassungen führen dazu, dass sich die Nachfrage nach Logistik-Fachkräften rasch verändert. Eine pragmatische und weit verbreitete Lösung ist für Unternehmen daher, temporäre Arbeitskräfte einzustellen. Dass der Markt der befristeten Stellen in der Logistik boomt, ist aber auch auf die Nachfrage seitens der Arbeitnehmenden zurückzuführen: Wie die Handelszeitung berichtet, sind Fachkräfte in manchen Branchen nicht mehr gewillt, sich auf Dauer schlechten Arbeitsbedingungen auszusetzen – sie weichen auf Temporärjobs aus. In manchen Logistik-Jobs dürfte das nicht anders sein. Diese Entwicklung könnte nicht nur den aktuellen Rückgang der offenen Logistik-Jobs, sondern allgemein die recht starken Schwankungen bei der Anzahl Vakanzen erklären.

Fazit: Fachkräftemangel, aber …

Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen verbreitet, und eine Trendumkehr ist nicht zu erkennen. Dementsprechend trifft er auch zahlreiche Unternehmen, welche Stellen in der Logistik ausschreiben. Andererseits werden immer mehr Logistik-Aufgaben automatisiert, was zu einem Rückgang des Fachkräftebedarfs führt. Die weitere Entwicklung der offenen Logistik-Jobs ist daher noch offen. Sie dürfte zum einen von der gesamten Konjunkturentwicklung abhängig sein. Andererseits werden die oben genannten Entwicklungen weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Was heisst: Es wird immer zahlreiche freie Logistik-Jobs geben. Aber die grosse Hausse der Vakanzen in Logistik-Jobs dürfte zumindest bis auf Weiteres vorbei sein.

Pressekontakt

Cornelia Schlatter
Account Management
+41 43 305 77 49
cornelia.schlatter@x28.ch

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