Weniger Jobs in der Finanzdienstleistungsbranche: Ist die CS-Pleite daran schuld?

Mitte März 2023 überschlugen sich die Nachrichten über die Credit Suisse (CS). Nach 167 Jahren ging die einst erfolgreiche Schweizer Grossbank pleite und wurde quasi in einer Nacht- und Nebelaktion von der UBS übernommen. Bis Ende Jahr wurden nach Berechnungen der Financial Times rund 13’000 Stellen bei der CS und der UBS abgebaut. Auch jetzt, im Frühling 2024, ist der Abbau noch nicht abgeschlossen. Gleichzeitig ist bei den freien Stellen in der Finanzdienstleistungsbranche seit Frühling 2023 ein deutlicher und steter Rückgang zu verzeichnen, wie Arbeitsmarktdaten von x28 zeigen.

Eine klare Abwärtsbewegung

Die Zahl der offenen Stellen im Schweizer Finanzdienstleistungssektor ist seit dem Allzeitrekord von 5’852 im Juli 2022 generell rückläufig. Dieser Rückgang schien Anfang 2023 gebremst, bis die CS-Pleite und die darauf folgende Fusion mit der UBS erfolgten. Von diesem Zeitpunkt bis im Januar 2024 sank die Anzahl Vakanzen im Sektor von 4’906 auf 3’737. Ob sich der Abwärtstrend auch im Verlauf des Jahres 2024 fortsetzen wird, ist noch nicht absehbar.

Stellenabbau und Entlassungen

Aufgrund der Entwicklungen im Zusammenhang mit dem CS-Bankrott mussten und müssen zahlreiche Angestellte von CS und UBS um ihren Arbeitsplatz bangen oder haben bereits eine Kündigung erhalten. Indessen erfolgt der Stellenabbau gemäss Recherchen der Neuen Zürcher Zeitung nicht nur über Entlassungen, sondern auch durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen. Zudem gibt es zahlreiche Mitarbeitende, die selbst kündigen und sich auf die Suche nach einer neuen Stelle begeben. So verliessen nach Angaben von finews.ch bis im Sommer 2023 beispielsweise rund 120 hochrangige Investmentbanker:innen die CS. Scheidende Top-Talente werden teils auch von der Konkurrenz im In- oder sogar im Ausland angeworben. Dazu, wie viele das sind, existieren keine genauen Zahlen.

Wohin gehen die ehemaligen CS-Mitarbeitenden?

Da die beiden Banken fusioniert haben, lag und liegt es für einige Mitarbeitende der CS nahe, in eine Anstellung bei der UBS zu wechseln – sofern ihre Funktion nicht durch die fusionsbedingte Umstrukturierung wegfällt. Andere Angestellte wandern zu den Kantonalbanken oder zu einer anderen Schweizer Bank ab. Insbesondere in den ersten Monaten nach der CS-Pleite fanden viele von ihnen eine neue Stelle bei Julius Bär. Weitere Mitarbeitende haben eine neue Anstellung in einem ausländischen Geldinstitut gefunden, beispielsweise bei der Deutschen Bank. Darüber hinaus haben viele Expert:innen im Finanzbereich ihren Beruf gewechselt und arbeiten in verschiedenen Unternehmen als Finanz- oder Kreditberater:innen (Quellen: finews.ch, Inside Paradeplatz, Tages-Anzeiger).

Ein Ausblick mit vielen Unbekannten

Die oben genannten Entwicklungen könnten darauf hinweisen, dass der Konkurs der CS einen Rückgang der offenen Stellen im Finanzbereich (mit-)bewirkt hat oder – vor dem Hintergrund einer unsicheren allgemeinen Wirtschaftslage – zumindest dazu beigetragen hat. Dennoch steht der Schweizer Arbeitsmarkt gut da. Daher konnten wohl einige Abgänge bei der CS und bei der UBS abgefangen werden – abgesehen davon, dass beide Banken in einzelnen Bereichen nach wie vor Personal einstellen. Aktuell gibt es in der Finanzdienstleistungsbranche 3’755 offene Stellen (Stand März 2024). Die CS hat noch über 20 Stellen ausgeschrieben.

Der Stellenabbau bei CS und UBS ist weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Wie viele Stellen noch wegfallen werden, ist nicht bekannt. Weiter hängt die Zukunft des Arbeitsmarktes im Finanzbereich noch von vielen anderen Entwicklungen ab. Dazu gehören die finanzielle Situation zahlreicher weiterer Banken, aber auch die Aussichten auf Arbeitsplätze für Finanzexpert:innen in Versicherungen und Privatunternehmen. So bleibt noch ungewiss, wohin die Reise bezüglich Jobs für Finanzexpert:innen in und ausserhalb der fusionierten Grossbank weitergeht.

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